
Deutsche Zeitschrift für Akupunktur
Hierzu erhielt der Fragebogen viele Fragen, die auf eine Optimie-
rung der EAK abzielten.
Kommentar
Eine Studie mit einem für die Autoren ernüchternden Ergebnis:
David Mayor ist ein expliziter Anhänger der Elektroakupunktur
und hat hierüber auch schon mehrfach veröentlicht. Er ist auch
Mitglied des Wissenschalichen Beirates der DZA. Er hat mit ei-
nem enormen Aufwand die EAK eingerichtet, die, wie sich jetzt
zeigte, weitgehend unbekannt geblieben ist. Allerdings meinten
80
% der R
esponder, dass sie die EAK nun nach der Teilnahme
an der Studie nutzen würden, sofern sie upgedatet würde.
Die Autoren setzen sich in der Diskussion sehr gut mit den
Schwächen der Studie auseinander. Sie erlaubt keine klare Über-
sicht darüber, wie weitverbreitet elektrische Methoden in der
Akupunktur sind.
Der wichtigste genannte Kritikpunkt der Studie: Der Fragebo-
gen wurde nur auf Englisch versendet, so kamen die Antworten
fast nur aus dem englischen Sprachraum bzw. aus Ländern, in
denen Englisch keine Sprachhürde darstellt. Bestätigt wird diese
Einschätzung durch die hohe Teilnahme aus Japan, weil dort der
Fragebogen ins Japanische übersetzt wurde.
Der zweite Kritikpunkt zielt darauf ab, wie die Studie den Mit-
gliedern der Gesellschaen bekannt gemacht wurde. Die DÄGfA
stellte z. B. die Studie auf ihre Homepage, machte hierzu keine
Aussendung. Es antworteten weniger als 10 DÄGfA-Mitglieder.
Die anderen die DZA tragenden Gesellschaen nahmen an der
Studie nicht teil. Die deutlich mitgliederschwächere Arbeitsge-
meinscha für Klassische Akupunktur und TCM (AGTCM)
sowie die Schweizerische Berufsorganisation für TCM (SBO-
TCM) und die Schweizerische Ärztinnen- und Ärztegesellscha
für Akupunktur – Chinesische Medizin – Auriculomedizin (SA-
CAM) informierten ihre Mitglieder per E
-Mail, hier antworte-
ten (in Reihenfolge der Aufzählung) 10, 39 und wiederum 10
Mitglieder.
Die Autoren benennen einen nicht minder wichtigen Nachteil
der Studie: Der Titel der Studie benannte ausschließlich den Be-
gri „Electroacupuncture“. Damit waren aber alle Methoden ge-
meint – und befragt –, die Akupunktur mit elektrischer Reizung
beinhalten, also auch TENS bzw. Transcutaneous Electrical Acu-
point Stimulation (TEAS), pTENS sowie Laserakupunktur. Die
Autoren schreiben selbstkritisch, dass durch die eingeschränkte
Namensgebung der Studie viele Akupunkteure keinen Grund sa-
hen, sich an ihr zu beteiligen.
Eine Schwäche, die von den Autoren nicht benannt wird: Sie
ergibt nicht genügend Aussagen, warum elektrische Methoden
der manuellen Reizung vorgezogen werden. Es wurde zwar ge-
fragt, für welche Indikationen elektrische Methoden eingesetzt
werden, aber die alles entscheidende Frage Nr.14: „Please indi
-
c
ate any conditions which in your experience tend to respond
better to EA or TEAS than to traditional needling“, fragte nur
nach Indikationen, bei denen elektrische Reizung besser als ma-
nuelle sei, nicht aber nach Beweggründen dieser Einschätzung,
empirischen Erfahrungen bzw. Spezitäten.
Fazit. Diese Studie mit den angehängten Supplementary Files
kann sich als wertvolle Hilfe für eine nächste potenzielle Studie
zeigen, vor allem dahin gehend, bestimmte Fehler bzw. Mängel
zu vermeiden, damit eine größere Anzahl von Respondern und
ein aussagekräiges quantitatives Ergebnis erreicht werden kann.
Meines Erachtens ist so eine Studie nur multizentrisch durch-
führbar, indem in ausgesuchten Ländern bzw. Regionen Studi-
enverantwortliche für ein besseres Recruitment sorgen.
So müssen auch die Fragen nach Indikationen zuvor auf Be-
sonderheiten unterschiedlicher Länder angepasst werden. In
dieser Studie wurde die Indikationsliste von „Analgesia or pain
relief“ und „Addiction or weight loss“ angeführt, pulmonale Be-
schwerden kamen dagegen nicht vor. Das entspricht nicht dem
Spektrum der Indikationen ärztlicher Akupunktur in Deutsch-
land oder Österreich. Auch psychosomatische Störungen werden
nicht in allen Ländern unter dem Begri „psychological condi-
tions“ subsumiert. Auch Frage 6 nach dem Stil der durchgeführ-
ten Akupunktur zeigte die sehr auf englische Verhältnisse zielen-
de Nomenklatur: „What style of acupuncture do you use most?
TCM, Five Element ... Western medical acupuncture.“ Die Five
Element School existiert bei uns faktisch nicht, aber manch ei-
ner mag gedacht haben, dass hier danach gefragt wurde, ob die
5 Wandlungsphasen eine Rolle in seiner Akupunkturpraxis be-
deuten, was dann möglicherweise eine falsch-positive Antwort
ergab. Und „western medical acupuncture“ ist zwar nicht ganz
damit identisch, was wir mit „integrativer Akupunktur“ bezeich-
nen, letzterer Begri für deutschsprachige Akupunkteure ist aber
passender.
Tab.1 Conditions considered to respond better to EA/TEAS than
MA (in rank order). (Aus [1])
Condition Responses
Low back pain (eg, disc prolapse or hernia) 50
Shoulder pain (tendinitis, frozen) 19
Knee osteoarthritis 18
Elbow pain (eg, lateral epicondylitis) 16
Pain: difficult, chronic, multiple sites 16
Stroke (hemiplegia) 16
Pain: any, or unspecified 15
Neck pain (general) 14
Myofascial pain (TrPs) 13
Hypertonicity, spasm, muscle tension, contraction due
to nerve entrapment
13
All conditions 13
Induction of labour 12
Bell’s palsy 11
Neuropathic pain (not specified) 11
Migraine 10
Radiculopathy (eg, cervical, sciatica) 10
Acute conditions 10
Literatur
1. Mayor D, Bovey M (2017) An international survey on the current use of
electroacupuncture. Acupunct Med. 35(1):30–37. https://doi.org/10.1136/acup-
med-2015-010929
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